Review | Rezensionen

Reinhold Traxl – Funde in der Tiefe

Ausstellungen sind Momentaufnahmen. Selten treten sie als große Retrospektiven auf. Retrospektiven zeigen das Herkommen und das aktuell Erreichte. Eigentlich sind sie unerlässlich. Stringenz und Konsequenz sind wichtig, wenn es um Kunstbetrachtung geht. Immerhin gibt uns der Buchdruck die Chance, über den Augenblick hinaus zu gehen. Traxls Katalog, der seine Arbeiten bis 2010 zeigt, hilft uns weiter. Die Findung der unzweideutigen Form in der Plastik und konkurrierende oder sich ergänzende Farbfelder in seiner Malerei: das zusammen hat sich als ein „Werk“ erwiesen. Ein Werk ist mehr als eine Sammlung von Äußerungen. Ein Werk ist das Ergebnis von Stringenz. Traxls Werk erweist sich mit dieser Ausstellung als fortgeführt in einem Neuen und sich sinnhaft Ergänzenden. Es setzt sich fort vor allem in einem neuen Malerischen.
Nun geben wir gerne Entwicklungen einen Begriff zur Vergewisserung über das was war, was ist und vielleicht auch was sein wird. Hier könnte man auf die Idee kommen, dass wir heute dem Spätwerk dieses Künstlers begegnen.

Wann ein Spätwerk einsetzt weiß ein Beobachter wirklich erst dann, wenn ein Werk abgeschlossen ist. Hat man die Werksentwicklung Traxls verfolgt, so ist es unmöglich nicht zu erkennen, dass seine Kunst in einem steten Wandel begriffen ist. Im Wandel bleibt er immer erkennbar, aber eben nicht gleich. Es entspricht seinem Naturell dem Raum zu geben, was er erkennt und wie sollte eine so präzise Fähigkeit zu erkennen und sich auszudrücken, wie die seine, nicht ein bildnerisches Äquivalent finden. Gegenwärtig ist in seinem Werk ein Verzicht auf Farbe dokumentiert. Damit nimmt er keinesfalls Bezug auf eine subjektive Ahnung von Endlichkeit. Vielmehr erkennt er einen Verlust von Farbfähigkeit in der Gesellschaft der Gegenwart. Dort nämlich, wo sie sich farblich inszeniert, geschieht dies entweder schreiend, aufdringlich und entwertend oder in tumber Beschränkung auf Weiß, Grau und Schwarz. Traxl legt ein Tuch über die ermordete Farbe, schützt ihr Eigentliches in seinen Schattenbildern und bewahrt damit der Farbe ihre Würde.